Mit einem Schreiben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann fordert die CDU-Fraktion im Verband Region Rhein-Neckar Dialogbereitschaft im Umgang mit den Plänen von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer zur Reduzierung der Studienplätze in der Staatlichen Musikhochschule Mannheim:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
wie aus Medienberichten zu erfahren war, beabsichtigt die Landesregierung eine Neuordnung der Musikhochschulen in Baden-Württemberg vorzunehmen.
Die Planungen von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer sehen eine Kompetenzbildung der Musikhochschule Mannheim auf Jazz, Popmusik und Tanz vor. Die Klassikausbildung soll ganz wegfallen. Zudem soll sich die Zahl der Studierenden bis 2020 um 300 verringern. Im Gegenzug wird die Popakademie Baden-Württemberg in die Hochschule integriert und mit dem Hochschulstatus aufgewertet.
Die Ausbildung in den Bereichen Orchester und Schulmusik in Mannheim ist für die Orchesterkultur, für die Schulmusik, für die Kooperation mit den Pädagogischen Hochschulen und Universitäten sowie für die gesamte Musikszene in der Metropolregion Rhein-Neckar von kulturhistorischer aber auch von gegenwärtiger existenzieller Bedeutung. Dies schließt selbstverständlich auch Klavier und Gesang ein.
Die Lebendigkeit und großartige Tradition der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim wird ergänzt durch die neue Spitzenstellung Mannheims in der Popmusik. Daher begrüßen wir die Aufwertung und Integration der Popakademie mit Hochschulstatus ausdrücklich. Hierdurch wird der Bogen von Klassik zur Moderne und zur Popmusik für Mannheim sowie für die gesamte Region gespannt und ergänzt sich optimal. Für uns ist es unverständlich, warum zwei erfolgreiche Sparten vom Wissenschaftsministerium gegeneinander „ausgespielt“ werden.
Die Umsetzung und Verwirklichung der Pläne der Landesregierung sind für die Musikstadt Mannheim und für die gesamte Metropolregion Rhein-Neckar unter kulturpolitischen Gesichtspunkten nicht tragbar. An einem Standort wie Mannheim, die klassische Musik aus dem Lehrbereich zu nehmen, ist nicht nachvollziehbar. Die Anregungen des Landesrechnungshofes werden in dieser Form fehlinterpretiert und kontraproduktiv im Hinblick auf den kulturpolitischen Bildungsauftrag ausgelegt.
Es regt sich zu Recht nicht nur in Mannheim sondern in der gesamten Metropolregion erheblicher Widerstand gegen die Pläne der Landesregierung.
Wir möchten Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, bitten, vor weiteren Entscheidungen und Weichenstellungen mit Betroffenen, mit Mandatsträgern aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur sowie mit den Menschen in der Region ins Gespräch zu kommen und im Dialog nach Lösungen zu suchen.
Die Kurpfalz darf nicht ihren historischen Wurzeln beraubt und kulturell abgehängt werden.
Wir erlauben uns, dieses Schreiben in Mehrfertigung an die Landtagsabgeordneten der Region weiterzuleiten.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Schilling
Fraktionsvorsitzender |